Wer vom Jobcenter zugewiesene Langzeitarbeitslose in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis einstellt, kann über den § 16i SGB II Förderung erhalten. „Eigentlich ein gutes Instrument, von dem beide Seiten profitieren. Aber es hakt in der Umsetzung“, so Andreas Fateh, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege im Kreis Kleve. Ohnehin werden aktuell nur rund 4,5 Prozent der Langzeitleistungsbeziehenden im Kreis Kleve überhaupt erreicht. In NRW sind das vier Prozent. Und wer ist das?
Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit belegt, dass deutsche Männer am meisten von dem Förderinstrument § 16 i SGB II profitieren. Mehr als die Hälfte der Langzeitleistungs¬beziehenden in NRW sind jedoch Frauen (52,4 %). In der Gruppe der Geförderten wird allerdings deutlich, dass der Anteil der Frauen im Jahr 2021 NRW- weit lediglich 36,7% betrug (im Kreis Kleve aktuell 34%), also nur rund ein Drittel. „Woran liegt das? Warum bekommen überwiegend Männer eine Förderung, die auf Grund ihrer Voraussetzungen ohnehin eine bessere Chance auf dem Arbeitsmarkt haben?“, fragt Andreas Fateh, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege im Kreis Kleve.
Der Blick in die Statistik zeigt: Bei Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit ist die Diskrepanz noch verheerender als bei den Frauen. Ihr Anteil unter den Leistungsbeziehenden liegt in NRW bei 42 %. Unter den vom Jobcenter den Unternehmen zugewiesenen Menschen in NRW sind sie jedoch mit einem Anteil von 15,7 % in der Förderung deutlich unterrepräsentiert, wobei ihr Anteil im Kreis Kleve aktuell sogar bei nur 9,7 % liegt.
Teilzeit, Kinderbetreuung oder Sprachförderung müssen mitgedacht und Teil des Programms werden, so die Forderung der Freien Wohlfahrtspflege im Kreis Kleve. „Es gibt Nachbesserungsbedarf! Ein Förderprogramm mit so viel Potential muss alle Menschen mitnehmen, unabhängig von Geschlecht oder Herkunft“, fordert Andreas Fateh, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege im Kreis Kleve. Kritisch sieht Andreas Fateh, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege im Kreis Kleve auch die Dauer der Arbeitslosigkeit von mindestens sechs Jahren innerhalb der letzten sieben Jahre als Grundvoraussetzung. Dies müsse dringend deutlich verkürzt werden, zumal Zeiten wie Inhaftierung, Arbeitslosengeld I-Bezug oder Beschäftigung im Bundesfreiwilligendienst nicht einmal mitzählen.
“Je länger Arbeitslosigkeit dauert, desto schwieriger ist es, den Weg herauszufinden. Warum müssen Menschen erst sechs Jahre arbeitslos sein, damit sie eine Förderung erhalten können, die eine wirkliche Chance bietet, auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen“, so Andreas Fateh, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege im Kreis Kleve. „Es ist gesellschaftlich sinnvoller und volkswirtschaftlich auch günstiger, die Förderung viel früher einzusetzen, damit über Jahre verfestigte Arbeits- und Hoffnungslosigkeit erst gar nicht entsteht und im Umkehrschluss vorhandene berufliche Kenntnisse nicht gänzlich verloren gehen.“
Der Arbeitslosenreport NRW: Regionale Zahlen online verfügbar
Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen. Er erscheint mehrmals jährlich. Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Hinzu kommen Kennzahlen zu Unterbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und zur Zahl der Personen in Bedarfsgemeinschaften, um längerfristige Entwicklungen sichtbar zu machen. Der Arbeitslosenreport NRW sowie Datenblätter mit regionalen Zahlen können im Internet heruntergeladen werden.
www.arbeitslosenreport-nrw.de
Die Freie Wohlfahrtspflege im Kreis Kleve
Die Verbände der freien Wohlfahrtspflege haben sich in der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände im Kreis Kleve zusammengeschlossen. Gemeinsames Ziel der Arbeit ist die Weiterentwicklung der sozialen Arbeit und die Sicherung bestehender Angebote im Kreis Kleve. Die Wohlfahrtsverbände bieten mit ihrem breiten Spektrum an Einrichtungen und Diensten vielen Menschen Unterstützung und Hilfe – für Kinder, Jugendliche und Familien, für Senior*innen, für von Armut Betroffene, für Menschen mit Behinderungen und Pflegebedürftige, für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund, junge Menschen ohne Ausbildung und Langzeitarbeitslose.